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Das Buch "Einspruch!" von Ingrid Brodnig.

Ich habe es im vorigen Beitrag erwähnt, mittlerweile habe ich es ausgelesen. Ich konnte es nicht in einem durchlesen, weil es immer wieder sacken musste. Es hat mich also ins Nachdenken gebracht und ich habe noch mehr inneren Abstand zum familiären Verhau bekommen.

Ich weiss nicht, ob ein Psychologe bei meinem Vater und Co von Verschörungstheoretikern sprechen würde. Aber Weltanschauungsfragen sind das allemal und wie sie vertreten werden. Ich sollte regelrecht "umgedreht" werden (was für ein Wort!) und so etwas ist kein Umgang miteinander. Nie nicht. Selbst wenn ich tatsächlich von meiner Mutter missbraucht worden wäre, dann kann eine Rettung nie darin bestehen, mich nun zu korrumpieren/umzudrehen. Der Zweck heiligt niemals die Mittel!

Das Buch legt auch ausdrücklich Wert darauf, auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber zu sprechen / zu diskutieren. Ich dagegen bin von meinem Vater und Co Dritten gegenüber (ohne dass ich die Möglichkeit gehabt hätte, dagegen einzuschreiten, weil ich gar nicht dabei war) massiv in der Achtung heruntergesetzt worden.
Dabei wird klar - jedenfalls, so wie ich das formuliere -, der Missbrauch lag nicht auf Seiten meiner Mutter, sondern auf Seiten meines Vaters und Co.

Zum Abschluss meines Postings möchte ich auch noch auf eine Beratungsstelle hier in Baden-Württemberg hinweisen. Die, auf die ich im vorigen Posting hingewiesen hatte, war eine aus Sachsen-Anhalt. Von der aus Baden-Württemberg habe ich im Buch erfahren. Sie heisst Zebra-BW - Zentrale Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen BW.
Ingrid Brodnig schreibt dazu auf Seite 133:
Wenn jemand, der oder die für Sie sehr wichtig ist, zum Verschwörungsdenken neigt, suchen Sie lieber früher als später Hilfe von Fachleuten. Es gibt Beratungseinrichtungen, die anonym und kostenlos auch dem Umfeld von Verschwörungsgläubigen zur Seite stehen.

Verschwörungspraktiker

Piri schreibt auf ihrem Blog von ihrer Nachbarin, die Verschwörungstheoretikerin ist. Ganz klassisch diese Frau mit Hetzrede, Lügenpresse, Missionierung, ... Da hatte ich doch mal eine tolle Website zum Thema aufgetan, dachte ich. Dachte ich, bei Piri in einem Kommentar hinterlassen.

Ihr Artikel hat Eindruck bei mir hinterlassen, sodass ich nochmal in diese tolle Website veritas reinlese, in die Tipps. Ich habe das schon ein paar Mal gemacht, lange vor Piris Posting. Und dachte mir so irgendwie, dass mein Vater (von dem ich es hier mittlerweile schon oft hatte) ins Schema passt. Wobei ich ihn nicht einfach als Theoretiker bezeichnen würde, sondern als Verschwörungspraktiker, denn er war Aktivist.

Mich trieb auch die Frage um, wieso er das gemacht hat. Auf veritas werden drei dahinterstehende Bedürfnisse aufgeführt:
1) Existenzielle Bedürfnisse: das Streben nach Kontrolle und Sicherheit.
2) Epistemische Bedürfnisse: der Wunsch, die Welt um sich herum zu verstehen.
3) Soziale Bedürfnisse: das Streben danach, von anderen positiv wahrgenommen zu werden.

Das kann ich für meinen Vater voll unterschreiben. Und weiter ging das Kuddelmuddel im Kopf.

Ich bin dann wieder zu den Tipps, zu den Literaturempfehlungen. Dank Stadtbücherei habe ich mir eines davon gleich mal ausgeliehen. Von Ingrid Brodnig das Buch Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern - in der Familie, im Freundeskreis und online.

Ein Drittel habe ich bis jetzt gelesen und es gefällt mir sehr gut. Bringt mir das Thema gut nahe. Angst sei oftmals die Triebfeder (während ich das schreibe, denke ich an Angela Merkel, die mal meinte, Angst sei ein schlechter Ratgeber), und mein Vater war ein sehr ängstlicher Mensch.

Aber auch andere Sachen stehen darin, wie etwa der Missionsgedanke, der die Verschwörungstheoretiker oft antreibt. Sektenähnlich könne es werden, steht in dem Buch. Das trifft sich mit dem, was ein Freund über meinen Vater und sein Umfeld sagt, dass es wie eine Sekte gewesen sei. Und ich denke weiter, zu so manchen Christen, die doch einigermassen elitär denken, vom Missionsgedanken beseelt, denen man auch nicht zuhören kann. (Für letzteres würden mich bestimmt manche schlagen, würden sie es lesen. Aber hey, ich habe meine Lebenserfahrung!)

Ingrid Brodnig macht Mut, dass man diesen Schwurblern peu à peu auch raushelfen kann aus diesem Schwurbel. Sehr interessant. Es geht nicht von heute auf morgen. Wie es hinein eine Entwicklung ist, so ist es raus eine Entwicklung.
Das deckt sich mit den Erzählungen eines Bekannten von mir, der es raus aus dieser "Szene" geschafft hat. Und das offen zugibt und erzählt.
Piri, die weiterhin mit ihrer Nachbarin Kontakt halten will, kann ich nur Mut machen. Ich finde es toll, dass sie sich da engagieren will. Klar, der Erfolg, falls er kommt, kommt nicht über Nacht, aber sie kann ein Stein sein, der der Nachbarin weg von der Abstrusität in die Normalität verhilft.

Und was mache ich mit meiner z.T. schräg aufgesetzten Verwandtschaft (sind nicht alle schräg aufgesetzt, es gibt auch sehr gute)? Das wird sich zeigen. Erstmal lese ich dieses Buch. Dann vielleicht befrage ich sie, denn langsam interessiert es mich schon (wenn auch noch nicht übermässig), was mich da jahrzehntelang so überfahren hat. Wieso andere sich dieses Gift reingezogen haben. Wieso sie wollten, dass ich regelrecht Scheisse bin. Ich kann mich an einen Verwandten der Lebensgefährtin meines Vaters erinnern, der sehr erstaunt war, als ich ihm mit kräftigem Händedruck begegnet bin (ob ich ihn erreichen würde zum Interview, weiss ich nicht, denn ich kenne nur seinen Vornamen und den Ort, wo er wohnt). Meine Güte, was muss dieses feine Paar über mich abgelassen haben! Aber dass man sich dieses Gift auch noch reinzieht, statt dem Einhalt zu gebieten! Unfasslich.

Podcast-Entdeckung

Piri hat letztens von ihrer generalisierten Angststörung geschrieben und gestern war ich bei einer Freundin (strickenderweise) und wir hatten es von Podcasts. So bin ich dazu gekommen, wieder in den PsychCast reinzuhören. Hatte ich schon lange nicht mehr, weil es halt doch nicht soo mein Interessensgebiet ist. Von dort bin ich dann auf dem Youtube-Kanal von Cajetan Hartfiel gelandet, der die "Geschichten aus der Psychiatrie" macht (sowohl auf Youtube zu sehen als auch auf Spotify zu hören).

Das ist meine heutige Podcast-Entdeckung. Gefällt mir sehr. Ich habe mir die Folge 16 mit Kai Vogeley (Oberarzt und Autismus-Experte) ganz reingezogen. (Der Link geht auf Youtube.) Während der PsychCast doch sehr sachbezogen ist, sind die "Geschichten aus der Psychiatrie" doch eben Geschichten, haben mehr Unterhaltungswert. Das gefällt mir! Die beiden haben mich sehr gut unterhalten und unterdessen ist mein Pulli weiter gewachsen (ich habe nebenher gestrickt, aber manchmal habe ich mein Strickzeug weggelegt, so spannend fand ich das, was die beiden so erzählten).

"alle Mannen" oder das Römische Heer

Freunde von mir haben einen ganz interessanten Freund. Einen Historiker, der auch als Gäseteführer tätig ist, der Geschichte hochinteressant darstellen kann. Bei gemeinsamen Treffen erzählt er immer mal wieder was und ich kann nicht genug kriegen.

So hat er beim letzten Treffen vom römischen Heer erzählt. Das waren keine "Römer" (eine einzelne Stadt, so kommt mir gerade, kann ja unmöglich so ein grosses Reich erobern oder verteidigen), das waren irgendwelche, aus aller Herren Länder, Söldner eben. Wenn sie aus dem Soldatendienst entlassen wurden, dann liessen sie sich - bunt zusammengewürfelter Haufen, der sie waren - irgendwo gemeinsam nieder, wurden sesshaft. Das drückte sich auch im "Stammesnamen" aus.

Eine Zuhörerin brachte es auf den Punkt. Sie hatte es verstanden und brachte als Beispiel die "Alemannen", also "alle Mannen". Das war kein in sich geschlossener Volksstamm, eine bestimmte Ethnie oder so, das waren dieser bunte Haufen ehemaliger Söldner.

Es wird mir immer unverständlicher, wie man von "den" Deutschen reden kann (oder konnte). Alles bunt zusammengewürfelt, von Anfang an.

Redegeschwindigkeit

Ich rede zu schnell, v.a. bei Schulungen. Ich will das ohnehin im Blick behalten und mich anstrengen, langsamer zu machen.
Gestern habe ich - die Betreffende weiss das nicht - einen Spiegel vorgehalten bekommen. Wir hatten ein Kernleitertreffen in unserer Gemeinde und sie hatte einiges vorzutragen. Leider viel zu schnell geredet zu einem Thema, bei dem ich hätte mitdenken müssen. Sie hat mich also abgehängt. Tja, ich werde meine Zuhörer wohl auch abhängen! Das war mir eine Mahnung, eine Erinnerung gestern. Die Hälfte der Geschwindigkeit - ich habe direkt mal verglichen - tut's auch.