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FASD

FASD steht für Fetal Alcohol Spectrum Disorder und bezeichnet die schädlichen Auswirkungen auf den Fötus durch Alkoholkonsum während der Schwangerschaft.

Die Freundin einer Freundin kennt das. Ihr nicht leiblicher Bruder, der von ihren Eltern als Baby aufgenommen worden war, ist davon betroffen. Als sie von meinem Vater hörte, schlug sie das vor. Ich hatte ihr die Kaffeegeschichte erzählt, dass er nicht imstande war, sich den löslichen Kaffee mit dem im Wasserkessel pfeifenden Wasser selbst zu kochen. Ich weiss nicht mehr, was ich ihr alles erzählte, aber das war ihr Vorschlag.

Ich kenne mich damit nicht aus, und allzuviel habe ich im Netz nicht dazu gefunden, jedenfalls nicht für die Störung im Erwachsenenalter im psycho-sozialen Bereich. Ich weiss nun, dass die organischen und körperlichen Sachen nicht per se zutreffen müssen, oft sind es "nur" die neurologischen und psycho-sozialen, die man am leichtesten im Kindesalter feststellen kann. Ich weiss nun auch, dass man nicht sagen kann, welche Menge Alkoholkonsum nun toxisch wirkt und dass die Mutter noch lange nicht süchtig sein muss.

Ich habe das, was ich gefunden habe, mal sich so setzen lassen. Einfach nur für mich. Und ja, es könnte eine Antwort sein. Er, der immer darum gekämpft hat, "normal" zu sein. Der so dermassen unreflektiert war. Der Feedback nicht so doll vertragen hat, nicht damit umgehen konnte.
Das sind nur ein paar Notizen aus meiner Reflektion und ich hoffe, nun setzt sich das Vater-Thema endgültig.

Wen es interessiert, es gibt FASD Deutschland e.V., ein Informationsportal.

Clash of Cultures

Der Pfarrer ging heute in seiner Predigt auf das Schiffsunglück vor Griechenland ein. Beim Mittagessen mit einer Freundin griffen wir beide die Predigt wieder auf und rekapitulierten sie. Kamen dabei auch auf das Schiffsunglück zu sprechen und Integration und sie meinte, die Diversität hier in Deutschland mache ihr zu schaffen. Wenn sie zum Kaufland gehe und sich dort die Zigeunerkinder (ich schreibe hier bewusst Zigeuner, denn es gibt nicht nur Sinti und Roma) am Flaschenstand vordrängelten (von Eltern, die ihre Kinder vorschickten). Sie steht im Beruf, ist Erzieherin, hat deswegen auch mit vielen Migrant:innen zu tun. Und muss erleben, wie manche dieser Eltern sie als Frau missachteten, weil sie ein anderes (für uns sehr falsches) Rollenverständnis haben, in dem die Frau nichts zu sagen hat. Und sie steht davor, und weiss nicht, wie damit umgehen. Kinder, die kaum Deutsch konnten, fremde Erziehungsstile und so weiter und so fort.
Sie steht also mitten im Geschehen und ist überfordert. Nicht nur sie. Sie erzählt, wie Bekannte langsam ins rechte Lager abdriften. Aus Überforderung.
Wir sind uns einig, dass von der Politik da zu wenig Vorgaben gemacht werden, zu wenig und v.a. zu wenig Gutes vorgelebt wird. Es ist nicht so, dass in Deutschland nichts getan wird, aber die, die eine gesamtgesellschaftliche Richtung vorgeben sollten, mit der man sich positiv und konstruktiv auseinandersetzen kann, und zwar alle, da kommt nichts. Oder scheint nichts zu kommen? Wird in den Medien einfach nicht berichtet? Ich weiss es nicht. Ich weiss nur, dass es fehlt.
Es gibt die Mitbürger (wie Markus in seinem Blog), die sich aktiv mit der diversen Gesellschaft auseinandersetzen, aber keinen gemeinschaftlichen Strang, an dem man sich entlanghangeln könnte. Was kommt denn schon in den Nachrichten? Katastrophen und Fussball, überspitzt gesagt. Was trägt das zu einem guten Zusammenleben bei?
Eine Freundin, stark beschäftigt in der Flüchtlingshilfe, hat mir letztens erzählt, dass sie einen Afrikaner (auf lustige Art) getröstet hatte, weil der so dermassen geknickt war, weil sein afrikanischer Freund es scheinbar geschafft hatte: Er hat eine blonde Freundin, der Untröstliche keine. Hört sich lustig an, doch was sind das für Werte? Was bekommen Geflüchtete oder sonstige Migrant:innen und auch die Einheimischen hier für Werte geliefert? Wann ist ein Mensch ein Mensch (in Anlehnung von Grönemeyers "Wann ist ein Mann ein Mann?")?

Insta lügt.

Dass Insta lügt ist mir aufgefallen, als die Werbungs-Offensive seitens Insta auch vor meinem Account nicht mehr halt machte. Eine ganze Zeit lang war mein Account unbelastet von Werbung, mittlerweile wird er geflutet. Zuerst in der Timeline, dann auch in den Stories. Immer wieder wurden mir schon in den Anfängen der Werbung (als die Werbung "nur" in meiner Timeline war) auf meinem Account Beiträge gezeigt, die auf angeblichen Interaktionen meinerseits beruhten. Ich wusste nichts von den Beitragenden. Nie gehört, nie gesehen. Also eine glatte Lüge.

Man verbucht das dann erstmal unter: Was soll man schon erwarten? Kommt schliesslich alles von Meta. Zu Meta gehört auch facebook und das ist hat mich schon lange nicht mehr gesehen.

Dann lese ich bei den Riffreportern einen Artikel von Christian J. Meier mit dem Titel: "Eloquente künstliche Intelligenz: Warum ChatGPT so überzeugend flunkert."
In der Einführung heisst es:
In einem souveränen und überzeugenden Ton antwortet die KI auf Fragen – nur oft stimmen die angeführten Fakten nicht.

Als Beispiel wird die Frage nach der meistzitierten wissenschaftlichen Arbeit aller Zeiten gebracht. Und ChatGPT flunkert, gibt vor, zwei Ökonomen hätten einen gemeinsamen Artikel in einer bestimmten Zeitschrift verfasst. Die beiden Ökonomen gibt es wirklich, sie sind auch einflussreich, die Zeitschrift gibt es. Aber den besagten Artikel halt nicht.

Fachleute nennen diese Mischung aus Realität und Fiktion "Halluzination", erfahre ich aus dem Artikel von Herrn Meier. Und KI habe das allgemein an sich. Der Autor lässt uns noch einiges dazu wissen, was hier zu weit führen würde.

Gesichert ist mir: Insta lügt.

Verschwörungspraktiker

Piri schreibt auf ihrem Blog von ihrer Nachbarin, die Verschwörungstheoretikerin ist. Ganz klassisch diese Frau mit Hetzrede, Lügenpresse, Missionierung, ... Da hatte ich doch mal eine tolle Website zum Thema aufgetan, dachte ich. Dachte ich, bei Piri in einem Kommentar hinterlassen.

Ihr Artikel hat Eindruck bei mir hinterlassen, sodass ich nochmal in diese tolle Website veritas reinlese, in die Tipps. Ich habe das schon ein paar Mal gemacht, lange vor Piris Posting. Und dachte mir so irgendwie, dass mein Vater (von dem ich es hier mittlerweile schon oft hatte) ins Schema passt. Wobei ich ihn nicht einfach als Theoretiker bezeichnen würde, sondern als Verschwörungspraktiker, denn er war Aktivist.

Mich trieb auch die Frage um, wieso er das gemacht hat. Auf veritas werden drei dahinterstehende Bedürfnisse aufgeführt:
1) Existenzielle Bedürfnisse: das Streben nach Kontrolle und Sicherheit.
2) Epistemische Bedürfnisse: der Wunsch, die Welt um sich herum zu verstehen.
3) Soziale Bedürfnisse: das Streben danach, von anderen positiv wahrgenommen zu werden.

Das kann ich für meinen Vater voll unterschreiben. Und weiter ging das Kuddelmuddel im Kopf.

Ich bin dann wieder zu den Tipps, zu den Literaturempfehlungen. Dank Stadtbücherei habe ich mir eines davon gleich mal ausgeliehen. Von Ingrid Brodnig das Buch Einspruch! Verschwörungsmythen und Fake News kontern - in der Familie, im Freundeskreis und online.

Ein Drittel habe ich bis jetzt gelesen und es gefällt mir sehr gut. Bringt mir das Thema gut nahe. Angst sei oftmals die Triebfeder (während ich das schreibe, denke ich an Angela Merkel, die mal meinte, Angst sei ein schlechter Ratgeber), und mein Vater war ein sehr ängstlicher Mensch.

Aber auch andere Sachen stehen darin, wie etwa der Missionsgedanke, der die Verschwörungstheoretiker oft antreibt. Sektenähnlich könne es werden, steht in dem Buch. Das trifft sich mit dem, was ein Freund über meinen Vater und sein Umfeld sagt, dass es wie eine Sekte gewesen sei. Und ich denke weiter, zu so manchen Christen, die doch einigermassen elitär denken, vom Missionsgedanken beseelt, denen man auch nicht zuhören kann. (Für letzteres würden mich bestimmt manche schlagen, würden sie es lesen. Aber hey, ich habe meine Lebenserfahrung!)

Ingrid Brodnig macht Mut, dass man diesen Schwurblern peu à peu auch raushelfen kann aus diesem Schwurbel. Sehr interessant. Es geht nicht von heute auf morgen. Wie es hinein eine Entwicklung ist, so ist es raus eine Entwicklung.
Das deckt sich mit den Erzählungen eines Bekannten von mir, der es raus aus dieser "Szene" geschafft hat. Und das offen zugibt und erzählt.
Piri, die weiterhin mit ihrer Nachbarin Kontakt halten will, kann ich nur Mut machen. Ich finde es toll, dass sie sich da engagieren will. Klar, der Erfolg, falls er kommt, kommt nicht über Nacht, aber sie kann ein Stein sein, der der Nachbarin weg von der Abstrusität in die Normalität verhilft.

Und was mache ich mit meiner z.T. schräg aufgesetzten Verwandtschaft (sind nicht alle schräg aufgesetzt, es gibt auch sehr gute)? Das wird sich zeigen. Erstmal lese ich dieses Buch. Dann vielleicht befrage ich sie, denn langsam interessiert es mich schon (wenn auch noch nicht übermässig), was mich da jahrzehntelang so überfahren hat. Wieso andere sich dieses Gift reingezogen haben. Wieso sie wollten, dass ich regelrecht Scheisse bin. Ich kann mich an einen Verwandten der Lebensgefährtin meines Vaters erinnern, der sehr erstaunt war, als ich ihm mit kräftigem Händedruck begegnet bin (ob ich ihn erreichen würde zum Interview, weiss ich nicht, denn ich kenne nur seinen Vornamen und den Ort, wo er wohnt). Meine Güte, was muss dieses feine Paar über mich abgelassen haben! Aber dass man sich dieses Gift auch noch reinzieht, statt dem Einhalt zu gebieten! Unfasslich.

Ein Schwank aus meiner Jugend: Tennis

Aus aktuellem Anlass (den Anlass verschweige ich, ich würde sonst jemanden (einen netten Menschen) blossstellen - das geht nun gar nicht) grabe ich einen Schwank aus meiner Jugend aus. Ich habe heute so zurückgedacht und mich dann irgendwann gefragt, wenn mich jemand darum bittet, zu erzählen (so anekdotisch zu erzählen), dann würde ich das folgende ausgraben:

In meiner Jugend waren Steffi Graf und Boris Becker ganz gross und räumten ab. Ganz Deutschland im Tennis-Fieber, gefühlt x Millionen Trainer und (ehemalige) Spieler. Mein Vater gehörte auch dazu. Sass wie gebannt vor dem Fernseher.

Einmal "fachsimpelte" (Ihr seht schon an den Gänsefüsschen, was ich davon hielt) er mit irgendeinem Bekannten über Boris Becker und Tennis und meinte, er beobachte das ja schon lange, ...
Hörte sich beeindruckend an. Nur: Er sass wirklich nur vor dem Fernseher, hatte sich nie zu einem Turnier bequemt (es wäre ihm nie auch nur im leisesten in den Sinn gekommen), hatte auch gar keine wie auch immer gearteten Connections, kaufte sich halt Tag für Tag seine heissgeliebte BILD und versumpfte vor dem Fernseher.
Mein Bruder und ich waren nicht angetan, von seiner Haltung nicht und auch nicht vom Tennis. Und doch: Wieder und wieder mussten wir ihm die Tennisregeln erklären. Ihm, dem Experten. Wir, die Tennis-Ignoranten. Er kannte sie nicht und vergass sie sofort wieder.

Ihr könnt Euch denken, dass ich froh und dankbar bin, mittlerweile mit ganz "normalen" Leuten zu tun zu haben. Mit Leuten, die man so (an-)nehmen kann wie sie sind und nicht um 10 Ecken denken muss.