Hacks fürs Handschuhe (Fäustlinge) stricken.
Seit einigen Jahren nun stricke ich Handschuhe (Fäustlinge, keine Fingerhandschuhe) und was habe ich mich in der Anfangszeit schwer getan! Das sehe ich jetzt auch an einer Bekannten von mir, die Mühe hat, die Anleitungen zu verstehen. Das ist halt alles nicht so einfach wie beim Sockenstricken. Handschuhe sind Tüftelwerk, weil sie warm halten sollen und dazu müssen sie gut passen/sitzen.
Seit drei Jahren stricke ich "for charity". Das ist dankbar. Ich stricke sehr gerne Handschuhe - lieber noch als Socken -, habe aber alle Handschuhe, die ich brauche. Mehr brauche ich einfach nicht. Wenn man so für die Allgemeinheit strickt, dann wird es immer jemanden geben, dem sie passen (von der Grösse her). Und im Regelfall wissen es die Bestrickten zu schätzen, was sie da Gestricktes haben.
Handschuhe sind nämlich ganz empfindlich, was die Maschenprobe und die Maße betrifft. Das muss ganz genau sitzen. Da kommt es auf das Garn an, die Nadelstärke (mehr noch als beim Pulli) und wie fest oder locker gestrickt wird. Mein Eindruck ist - wenn ich die Preise für eine Handschuhanleitung mal so mit denen für eine Pulloveranleitung vergleiche -, dass es ungleich schwieriger ist, passende Handschuhe zu designen als einen Pullover.
Beim Stricken für den guten Zweck nehme ich gerne eine freie Anleitung (sie ist auf Englisch): the world's simplest mittens. Die kommt für verschiedene Garnstärken und verschiedene Grössen daher. Alles schon ausgerechnet. Man kann sie gerne pimpen mit Streifenmuster (wie bei mir im Bild) bzw. ist das eine dankbare Anleitung, wenn man Restewolle verstricken will.
Und nun kommen meine Hacks:
- Den sogenannten "magic loop" benutzen (wer den nicht kennt, suche mal in youtube, da gibt es zig Filmchen dazu) mit einer 80cm langen Rundnadel, kein Nadelspiel. Ich kann zwar Nadelspiel auch, aber diese Nadeln rutschen halt gar zu leicht aus den Maschen raus.
- Das gilt v.a. für den Anschlag. Meine Bekannte erzählte mir, dass sie für ihre Pulswärmer extra fest angeschlagen hat (mit nur einer Nadel jeweils statt wie üblich mit zweien), damit die Nadeln beim Stricken nicht rausrutschen.
Beim "magic loop" habe ich dieses Malheur nicht. Im Gegenteil, mittlerweile schlage ich sogar mit einer halben Nummer grösser an, damit der Anfang so richtig geschmeidig wird (fürs Bündchen selbst nehme ich wieder die dünneren Nadeln, wie man das so macht beim Bündchen).
- nach rechts bzw. nach links geneigte Zunahmen: Was habe ich da schon für Erklärungen gelesen, dabei ist es ganz einfach, sich das zu merken. Immer das Beinchen des Querfadens, das zum Daumenkeil hin zeigt, muss vorne liegen. (Das ist jetzt nur für Stricknerds was, die anderen können sich das nicht vorstellen.)
- Die stillgelegten Daumenmaschen mit einer viel dünneren Nadel auffassen. Das Gestrick bei Handschuhen ist im Regelfall ein dichtes (dichter als für einen Pullover), sodass das Auffassen aus den stillgelegten Maschen ein Gefuddel sein kann, wenn man gleich die normale Nadelstärke nimmt.
- Beim Auffassen des Daumens ein oder zwei Maschen mehr auffassen, als man später braucht. Und dann in der zweiten Runde durch Zusammenstricken wieder abnehmen. Man macht das gerne, um die grossen Löcher am Daumenansatz zu vermeiden.
- Streifen stricken! Streifen sind dankbar, weil sie flott aussehen und eine gute Hilfe beim Abzählen der Reihen bieten.
- Einfarbig stricken. Und dann besticken. Das geht so schnell und sieht, auch bei einfachem Muster, topp aus!
Ganz zum Schluss zwei Buchtipps:
- Handschuhe von Kate Atherley, erschienen bei Stiebner. Eine wahre Fundgrube.
- Sticken auf Strick von Judit Gummlich, erschienen bei Laine Publishing.
Kommentare
piri am :
Mist; eigentlich wollte ich dich nur loben. Stattdessen komme ich aus der Peinlichkeitsnummer nicht mehr raus…
Violine am :
Wenn man für die Junioren Handschuhe stricken will, muss man sie sie immer wieder - im Prozess des Werdens - anprobieren lassen. Von Heidelberg aus geht das schlecht, aber wer weiss, vllt. gibt es bei Euch irgendeine Strickliesel - auch wenn ihr sie noch nicht kennt - die gerne für die Junioren Handschuhe stricken würde.
Danke für das Lob, Petra, das ist angekommen! Langsam merke ich immer besser, wie handwerklich gut ich diese Stricksachen mache (auch durch das Feedback von anderen merke ich das).
Du weisst vllt., wie das ist: Was man kann, das kommt einem einfach vor, als ob das jeder können würde.
Rolf am :
Ciao, Rolf
Violine am :
danke Dir!
Anhand dieser Handschuhe merke ich, wie wichtig, wichtig Feedback ist. Ich habe so melierte Handschuhe in meinem Strickforum gepostet, wo ich auch gutes und interessantes Feedback erhalten habe. Wenn man in seinem eigenen "Sumpf" werkelt, merkt man gar nicht mehr (so richtig jedenfalls nicht), was es anderen gibt oder zu geben vermag.