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"Wer kompliziert ist, wird gemobbt."

So die steile These eines Bekannten von mir, seines Zeichens Arbeitsrechtler.
Protestieren möchte man da, hört sich das doch plakativ und eindimensional an. Und nach victim blaming.

Er hat dann das Beispiel einer gemeinsamen Bekannten gebracht, auf die das passt. Sie ist sehr misstrauisch, dabei sehr kämpferisch eingestellt und kann raushauen, was das Zeug hält. Oftmals haben die armen Opfer dieser Person keine Ahnung, was sie ihr getan haben, denn sie ist nicht nur misstrauisch, sie hat auch ein langes Gedächtnis, das sie pflegt. Die meisten Menschen haben kein so langes Gedächtnis bzw. pflegen es auch nicht mit Hingabe. Sie hat sich dem Anti-Mobbing verschrieben, will nie wieder gemobbt werden.

Ja, da kommt dann meine These ins Spiel, dass, wenn es kompliziert wird, sich in der Regel keiner mit Ruhm bekleckert, denn schwierig ist schwierig. Wie miteinander auf einen grünen Zweig des Verstehens kommen? Wenn kaum oder kein Verstehen da ist, weil man zu unterschiedlich ist? Der eine das Glas tendenziell halb voll, der andere das Glas tendenziell halb leer sieht? Wenn also die persönlichen Unterschiede schon so gross sind, dass von Haus aus ein Zusammenkommen fraglich ist?

Ich selbst nehme deswegen das Wort Mobbing ungern in den Mund. Es ist zum Modebegriff geworden, und wird gerne auf Einzelvergehen angewendet, wenn einer sich zurückgesetzt fühlt, so meine Beobachtung. (Damit kann man wieder auf obigen, komplizierten Fall zurückgehen. Was macht man mit einer grundsätzlich misstrauischen Person?)

Dann ist mir das Wort Mobbing an sich schon zu Schwarz-weiss-Seherisch. Der Mobber ist schuldig, der Gemobbte unschuldig.
Ich sage, wenn es schwierig wird, bedeckt sich seltenst einer mit Ruhm. (Und wenn das dann mal so wäre, dann würde das keiner sehen, so meine Vermutung.) Ich plädiere dafür, erstmal wieder auf den Boden zu kommen, sich zu beruhigen. Und dann die Dinge anzugucken mit jemand Dritten, der ein gutes Urteil hat und differenziert denkt. Das Zusammenleben ist kein einfaches, schon gleich gar nicht am Arbeitsplatz, wo die unterschiedlichsten Leute aufeinander treffen.

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